Menschen durchsuchen im südlichen Gazastreifen Gebäude, die bei israelischen Luftangriffen am Vortag zerstört wurden. (Foto: IMAGO, APAimages)

Nahostkonflikt

Menschen im südlichen Gazastreifen sollen fliehen, UN warnen vor Völkermord

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Louis Leßmann
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Niklas Behrend
Niklas Behrend  (Foto: SWR DASDING)

Israels Militär hat Flugblätter abgeworfen. Die Message: Zivilisten sollen fliehen, sonst riskieren sie ihr Leben.

Die Zettel wurden Donnerstagnacht im Gebiet um die Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens abgeworfen. Reporter vor Ort haben das bestätigt, die Flugblätter wurden auch auf Social Media verbreitet. Solche Zettel hatte Israel auch schon Ende Oktober im Norden des Gazastreifens abgeworfen und die Menschen damit zur Flucht in den Süden - der als sicher galt - aufgefordert. Zehntausende waren daraufhin geflohen, viele nach Chan Junis. Israel hatte allerdings auch im Süden Luftangriffe durchgeführt, laut eigenen Angaben aber nur gezielt auf Mitglieder der islamistischen Hamas.

Gazastreifen: UN-Berichterstatter warnen vor Völkermord

30 unabhängige Berichterstatter der Vereinten Nationen (UN) haben geschrieben, dass Israels Angriffe auf den Gazastreifen - bei denen laut der Hamas mehr als 11.000 Menschen gestorben sind - nicht mehr mit Selbstverteidigung zu rechtfertigen seien. Außerdem sprechen sie davon, dass das "internationale System" dabei versage, einen Völkermord zu verhindern.

Auch der EU-Chefdiplomat Josep Borrell hat Israel dazu aufgerufen, die Zivilbevölkerung besser zu schützen bei den Angriffen. Borrell sagte, dass er die Wut Israels auf die Hamas verstehe. Eine zivilisierte Gesellschaft unterscheide sich aber von Terroristen, indem sie Menschenleben achte. Zum israelischen Außenminister Eli Cohen sagte Borrell:

Ein Horror rechtfertigt keinen anderen.

Palästinenser-Hilfswerk: Israel behindert absichtlich humanitäre Hilfe

Anders könne sich der Leiter des UN-Hilfswerks für Palästinenser (UNRWA), Philippe Lazzarini, die aktuelle Lage nicht erklären. Seit Wochen gehe Israel nicht auf die Bitte nach Treibstofflieferungen ein, Mittwoch wurden - erstmals seit dem Angriff der islamistischen Hamas am 7. Oktober - 23.000 Liter Treibstoff in den Gazastreifen gelassen. Aber: Laut UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths seien 200.000 Liter täglich notwendig, um eine minimale humanitäre Hilfe zu gewährleisten. Am Donnerstag war im Gazastreifen wegen des Treibstoffmangels die komplette Kommunikation zusammengebrochen. Laut Lazzarini könnte Israel die humanitäre Krise mit politischem Willen im Handumdrehen beenden.

Alle aktuellen Entwicklungen im Gaza-Krieg findest du im Liveticker von SWR3:

Nahostkrieg „Sackgasse“: Israel zieht Unterhändler für eine Feuerpause ab

Die radikal-islamistische Palästinensergruppe Hamas hat am 7. Oktober Israel massiv angegriffen. Die Folgen und Entwicklungen im Nahen Osten lest ihr hier.

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Die dpa ist eine Nachrichtenagentur. Dort arbeiten Journalisten, Kameraleute, Fotografen. Sie sind in Deutschland und weltweit bei wichtigen Ereignissen dabei. Informationen, Bilder und Videos stellen sie anderen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass Zeitungen, Sender und Online-Portale über Themen berichten können, bei denen sie keine eigenen Leute vor Ort hatten. Weitere Nachrichtenagenturen, mit denen wir arbeiten, sind zum Beispiel Reuters, AFP, AP und SID.

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