Nachdem Russland den Krieg in der Ukraine begonnen hat, halten es Jelena, Spitzname Lena, und ihre Familie noch vier Tage in Charkiw aus. Aber dann treffen die Bomben auch ihr Wohnviertel.

Flucht unter Beschuss
Bis dahin hatten sie sich im Flur versteckt, weg von den Fenstern und im stabilen Teil des Gebäudes. Plötzlich ist klar: Sie müssen fliehen! Denn sie können nicht mal mehr gefahrlos Essen besorgen. In einer halben Stunde packt Lena (31) alles Wichtige für sich, ihre Tochter und Mutter zusammen. Beim letzten Blick auf ihr Zuhause ist ihr Haus schon zerstört.
Lenas Mann bringt sie mit dem Auto zum Bahnhof. Sie mussten unter Beschuss fliehen, erzählt Lena. Einige Kugeln hätten auch das Auto getroffen, aber sie hätten es geschafft. Drei Tage sind sie nonstop von Charkiw bis zur polnischen Grenze unterwegs, mit dem Zug, im Bus und zu Fuß.
ENDLICH IN SICHERHEIT, JETZT KOMMEN DIE SCHULDGEFÜHLE
An der Grenze treffen sie zufällig ein Team, das Geflüchtete in die Pfalz nach Lambsheim bringen möchte. So kommen sie nach Deutschland und werden von einer Gastfamilie in Großniedesheim bei Lambsheim aufgenommen. Dort können sie eine kleine seperate Wohnung beziehen. Doch sie kommen nicht so schnell zur Ruhe.
In den ersten Tagen haben wir uns bei jedem Geräusch von einem Auto oder Flugzeug in Deckung bringen wollen, sind näher an die Wände gerückt.
In Gedanken sind sie fast pausenlos bei den Freund*innen und Verwandten, die noch in der Ukraine sind, und checken die News. Da fühlt sie sich manchmal sehr schuldig, dass sie in Deutschland jetzt in Sicherheit ist.
Diese neue Angst vergeht nur langsam, sagt Lena. Aber sie sei sehr froh, so herzlich in der Pfalz aufgenommen worden zu sein. Ihre Gastfamilie und andere Leute würden sich gut um sie kümmern und versuchen, sie immer wieder abzulenken.
Wenn das alte Leben weg ist
Ob und wann eine Rückkehr in die Heimat möglich ist, weiß sie noch nicht. Von ihrem alten Leben, als sie als Nail-Stylistin gearbeitet und sich um ihre Familie gekümmert hat, ist wenig übrig.

Charkiw wird immer noch stark bebombt. Das Mehrfamilienhaus, in dem sie gewohnt haben, ist zerstört, auch die Tanzschule, wo Lenas Tochter trainiert hat. Von ihrem Mann kann sie nur einmal am Tag eine kurze Nachricht bekommen, ob es ihm noch gut geht. Und er sei wenigstens froh, erzählt Lena, dass seine Familie in Deutschland jetzt sicher ist.
Wie kann ich noch helfen?
Wer ukrainische Geflüchtete beherbergen möchte, der sollte dabei einiges beachten, sonst könnte das nach hinten losgehen. Am besten wendet man sich da an seine Stadt, raten Organisatorinnen und Organisatoren. Infos und Spendenmöglichkeiten für die Stadt Landau findet ihr zum Beispiel detailiert hier...
Und Infos und Spendenmöglichkeiten in Frankenthal findet ihr hier...
Ihr wollt direkt aktiv werden und nicht nur Geld spenden? Geht zum Beispiel in Ludwigshafen. Immer sonntags findet dort jetzt ein Ukraine-Café statt, bei dem Helferinnen und Helfer gebraucht werden oder man mit den Geflüchteten ins Gespräch kommen kann.
Russisch oder Ukrainisch können ist gerade natürlich hoch im Kurs! Wenn ihr den Geflüchteten mit euren Sprachkenntnissen weiterhelfen wollt bei Formarbeit, Terminen zum Dolmetschen oder einfach Gessprächspartner und -partnerinnen werden möchtet, dann könnt ihr euch beispielsweise bei dieser Plattform melden.