Morgedliche Stimmung über der Stadt Ulm  (Foto: SWR DASDING, IMAGO, xcoloratorx Panthermedia)

Was passiert mit Nebel und Nabada?

Auswirkungen des Klimawandels: Was erwartet uns in Ulm?

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Hannah Schulze
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Philipp Link-Ehnert
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Über den zivilen Ungehorsam von Klimaaktivist*innen wird derzeit viel diskutiert, aber über den Klimawandel an sich? Was erwartet uns konkret in Ulm? Wir haben zwei Experten dazu befragt.

Menschen, die sich auf Aalener Straßen kleben, die Bäume an der Uniklinik Ulm besetzen oder aufs Münster klettern wollen – derzeit wird mehr über solche Aktionen diskutiert als über das eigentliche Problem an sich. Was passiert in Zukunft mit der Donau, dem Nebel und der Artenvielfalt in Ulm? Steven Jansen und Michael Kühl von der Universität Ulm geben dazu ihre Einschätzungen. Und dass das Nabada in Zukunft in Gefahr sein könnte, ist bei der ganzen Sache wohl das kleinste Problem.

Über der Stadt Ulm liegt Nebel.  (Foto: IMAGO, Shotshop)
Was passiert mit dem Nebel, welche Temperaturen erwarten uns und wird es Nabada auch in Zukunft geben? Das sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Stadt Ulm.

Es wird immer wärmer, die Durchschnittstemperatur erhöht sich, das Wetter wird extremer - da sind sich die beiden Klimawissenschaftler Steven Jansen und Michael Kühl von der Uni Ulm einig. Konkret heißt das: Die Ulmer Sommer werden trockener und sonniger, aber auch Starkregen werden zu nehmen.

Wir werden Wetterverhältnisse haben, wie sie jetzt am Mittelmeer normal sind.

Das Klima und die Donau: Ist das Nabada in Gefahr?

Das Wetter wird wiederum Auswirkungen auf den Wasserstand der Donau haben. Bei Dürrephasen könnte die Donau in Zukunft so niedrig sein, dass sogar das Nabada in Gefahr wäre. Es könnte entweder ewig dauern bis man mit seinem Schlauchboot unten ankommt, so Klimawissenschaftler Steven Jansen. Oder umgekehrt: Bei Starkregen wären die Strömungen für die Schwörmontag-Party-Masse viel zu gefährlich.

Beim Nabada am Schwörmontag 2022 waren wieder Wildbader sowie Themenboote auf der Donau unterwegs. Ob das in Zukunft auch so aussehen wird.  (Foto: SWR, Michael Binder)
Nabada 2022: Vor lauter Wildbader und Themenboote ist kaum noch was von der Donau zu sehen. Wie lange uns die Tradition wohl noch erhalten bleibt?

Steven Jansen erforscht im Botanischen Garten in Ulm die Auswirkungen des Klimawandels auf die Pflanzen: "Der Wald hat wirklich Probleme." 40 Prozent der Bäume in Deutschland kämpfen mit einer immer dünner werdenden Baumkrone. Diese Entwicklung sieht Jansen auch in Ulm. Das Gegenmittel? Bäume pflanzen. Bäume pflanzen. Bäume pflanzen. Und zwar Mischwälder - die seien sehr viel robuster als Monokulturen.

Das ganze Interview mit Michael Kühl und Steven Jansen

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Das Klima und der Ulmer Nebel: Chancen auf bessere Sicht?

Ulm ohne Nebel ist eigentlich kein Ulm. Und ob der Klimawandel zumindest zeitweise bessere Sicht gewährt, ist schwer vorauszusagen, so der Vizepräsident der Uni Ulm, Michael Kühl. Der Wissenschaftler wagt aber eine vorsichtige Prognose: Nebel entsteht bei Luftverschmutzung, weil sich dann Tröpfchen bilden können. Wenn man also zukünftig aus den fossilen Brennstoffen aussteigt, wird die Luft sauberer. "Das wiederum bedeutet, dass weniger Kristallisationskeime für Nebel vorhanden sind!"

Das Klima und die Pollen: Allergiker müssen jetzt ganz stark sein

Eine unmittelbare Folge der ansteigenden Temperaturen, sind die jetzt schon längeren Blühphasen. Das bedeute wiederum, so Kühl, dass die Pollenbelastung zunehmen werde. Im schlimmsten Fall, fliegen sogar das ganze Jahr über Pollen.

Was kann ich tun: Die fünf "Fs" von Michael Kühl für das Klima

Aber was kann getan werden? Michael Kühl ist nicht nur seit 2021 Mitglied des Klimaschutzbeirates der Stadt Ulm, sondern betreibt auch einen Block zum Thema Klima und Umwelt. Das Wichtigste ist seiner Meinung nach die Treibhausgase zu verringern. Das liege aber vor allem in der Verantwortung der größeren Player, wie Politik und Firmen. Seine bittere Erkenntnis: Egal wie viel wir tun, die Situation werde schlechter werden und alle müssen anfangen, sich an das neue Klima anzupassen.

"Wir müssen uns alle sehr anstrengend und trotzdem wird es schlechter. Das ist psychologisch eine sehr schlechte Situation."

Fortschritte können nur gemeinsam erzielt werden - sowohl global gesehen, als auch im Kleinen. Da sind sich die Wissenschaftler Jansen und Kühl einig. Es gebe durchaus Bereiche, da können alle Menschen etwas tun. Allen, die etwas für das Klima tun wollen, gibt Michael Kühl seine fünf Fs an die Hand.

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