Fast die Hälfte aller Frauen meidet es, nachts alleine unterwegs zu sein. Auf diesen Fakt und die Hintergründe wollen unsere Kolleg*innen von 1Live aufmerksam machen - mit der Aktion "Allein im Dunkeln". Sie soll aufklären und Awareness schaffen für Situationen, die Frauen im Dunkeln erleben.
Es ist nicht statistisch nachweisbar, dass Frauen besonders Angst haben müssen, wenn sie nachts allein unterwegs sind - weil einfach keine Zahl wirklich erfasst, was Frauen im Dunkeln erleben. Die Hemmschwelle (sexuelle) Belästigungen anzuzeigen, ist sehr hoch.
Ich finde, oft wird das so vermittelt, dass es eben einfach nicht groß genug ist, wenn nicht irgendwas super super schlimmes passiert.
Es gibt Statistiken, die zum Beispiel zeigen, dass die meisten Vergewaltigungen nicht draußen, sondern im privaten Umfeld passieren. "Aber das ist ja nicht das Einzige, wovor Frauen im Dunkeln Angst haben. Es geht auch darum, dass sie belästigt, bedrängt oder verfolgt werden", sagt 1Live-Reporterin Susanne. "Und das haben fast alle Frauen, mit denen ich geredet habe, schon mal erlebt".
Sarah E. & #TextMeWhenYouGetHome: Ein Mord, der die Diskussion über die Sicherheit von Frauen neu entfachte
Der Fall von Sarah E., die vor ungefähr einem Jahr auf dem Weg von einer Freundin nach Hause entführt und ermordet wurde, hatte in mehreren Ländern, vor allem in Großbritannien, eine Diskussion über die Sicherheit von Frauen ausgelöst - online und offline.
Gestützt wurde diese ganze Diskussion nicht nur von diesem Fall, sondern auch von Statistiken: Bei einer Umfrage der Organisation UN Women UK hatten 97% aller Frauen zwischen 18 und 24 Jahren angegeben, schon mal sexuell belästigt worden zu sein. Über alle Altersgruppen hinweg sagten 80% der Frauen, dass sie schon mal an einem öffentlichen Ort belästigt wurden. Claire Barnett, die Geschäftsführerin der Organisation, hatte daraufhin gesagt:
Wir sehen, dass junge Frauen ihr Verhalten durchgehend anpassen, um nicht angegriffen zu werden (...)
Noch mehr Zahlen und Daten dazu findest du zum Beispiel auch hier im Posting der Journalistin und Moderatorin Jennifer Sieglar.
Durch diesen konkreten Fall wurde die Diskussion über die Sicherheit von Frauen lauter. Auf Social Media teilten viele ihre Gedanken dazu. Einer der Social-Media-Beiträge, der damals mit am häufigsten international geteilt wurde, war dieser hier:
In der Caption heißt es:
„Wir haben alle unseren Live-Standort geteilt. Wir haben alle unsere Schuhe gewechselt. Wir haben alle unsere Schlüssel zwischen unseren Fingern gehalten. Wir haben alle telefoniert - oder so getan. Wir haben alle unsere Haare im Mantel versteckt. Wir sind alle dunkle Straßen langgerannt. Wir sind alle in Gedanken unsere Flucht-Routen durchgegangen.“
Lucy Mountain stellt außerdem fest: „‚Schreib’ mir, wenn du zu Hause bist xxx‘ ist eine Standard-Prozedur unter Frauen. Auto-Pilot.“
Diskussion um Sicherheit von Frauen - „aber was ist mit Männern?“
Zwischen vielen unterstützenden Aussagen tauchten auch immer wieder kritische Fragen auf: Warum geht es hier nur um Frauen und nicht um Männer?
Fakt ist: Natürlich erleben auch Männer (sexualisierte) Gewalt. Natürlich darf das nicht heruntergespielt werden. Und natürlich kann hier bei den Vorwürfen nicht verallgemeinernd von „allen Männern“ gesprochen werden. Die vielen Erfahrungsberichte, die Statistiken - und die furchtbaren Fälle wie der von Sarah zeigen aber: Es gibt hier ein Problem.
In diesem Posting heißt es dazu zum Beispiel:
„Niemand denkt wirklich, dass es hier um alle Männer geht. Es sind einfach nur zu viele Männer. Es sind genug Männer, um Angst zu haben. Es sind genug Männer, dass 97% der Frauen eine Geschichte haben. Es sind genug Männer, um das zu einem sozialen Problem zu machen, nicht zu einem persönlichen."
Genau darum geht es auch in diesem BRUST RAUS-Video:
Links und Hinweise, die im Netz rumgehen, wenn du dich auf dem Heimweg unwohl fühlst oder glaubst, in Gefahr zu sein:
- Hier ein paar Tipps von einem Kriminaloberkommissar (WICHTIG: Wähle bei Gefahr die 110!)
- Kennst du das "Heimwegtelefon"? Hier kannst du nachts anrufen, wenn du dich auf dem Heimweg unwohl fühlst. Weitere Informationen und die Telefonnummer findest du hier.
- Und viele Menschen im Netz waren überrascht von diesem Tipp:
Sowohl bei iPhones als auch bei verschiedenen Android-Handys gibt es die Option, eine Art Notruf einzurichten. Wenn du das gemacht hast und du je nach Einstellungen zum Beispiel den Sperrknopf mehrmals hintereinander drückst, ertönt bei manchen Handymodellen ein Ton, dein Standort wird an eine Person deiner Wahl geschickt oder es wird ein Notruf abgesetzt.