Die Polizei hat in Paris die weltberühmte Einkaufsstraße Champs Élysée unter Einsatz von Tränengas geräumt. Insgesamt soll die Lage laut Innenminister Gérald Darmanin aber nicht mehr so angespannt wie in den letzten Tagen gewesen sein. Dennoch gab es in Frankreich auch in dieser Nacht mindestens 427 Festnahmen.
In Marseille, Lyon und Grenoble wurde die Polizeipräsenz verstärkt: Hubschrauber, gepanzerte Fahrzeuge und Spezialtruppen sind dort im Einsatz.
Haus des Bürgermeisters gerammt
Im Vorort von Paris, L’Haÿ-les-Roses, wurde das Haus von Bürgermeister Vincent Jeanbrun mit einem Auto gerammt. Anschließend soll der Täter das Auto in Brand gesteckt haben. Er selbst war nicht zuhause. Seine Ehefrau und die beiden Kinder waren bereits am Schlafen, wie er auf Twitter mitteilte. Sie konnten zwar noch rechtzeitig fliehen, eines der Kinder und seine Frau seien aber verletzt worden.
Macron bleibt zuhause
Präsident Emmanuel Macron hat seinen Deutschland-Besuch verschoben. Nach 23 Jahren wäre das der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten gewesen. Ursprünglich war die Anreise mit seiner Frau für heute Abend geplant. Die beiden sollten in Baden-Württemberg empfangen werden.
Trauerfeier
Der getötete 17-Jährige wurde am Samstag in seinem Heimatort Nanterre beerdigt. Die Trauerfeier fand vorher in einer Moschee statt. Hunderte standen am Eingang des Friedhofs, um Abschied zu nehmen und ihr Mitgefühl zu zeigen.
Krawalle in Frankreich
Wegen des Vorfalls gibt es seit mehreren Tagen in Nanterre und anderen französischen Städten heftige Proteste und Ausschreitungen. Es werden Autos und Mülltonnen in Flammen gesetzt. Demonstrierende sollen Anfang der Woche sogar eine Grundschule und eine Bankfiliale angezündet haben.
Polizist in U-Haft
Laut Staatsanwaltschaft wurde der Beamte, der geschossen hat, wegen Verdacht auf Totschlag festgenommen. Gegen ihn wird jetzt auch ein formelles Ermittlungsverfahren durchgeführt. Der Grund? Man geht aktuell davon aus, dass er die Pistole in dem Moment rein rechtlich gar nicht hätte benutzen dürfen. Der Polizist muss laut Staatsanwaltschaft erstmal in U-Haft.
Beruhigt sich die Lage?
Auch in der Nacht von Freitag auf Samstag gab es starke Proteste, bei denen die Polizei 1311 Menschen festnahm. Das teilte die französische Polizei mit. Laut Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin ist Lage ist ein wenig entspannter geworden. Er sagte, dass die Gewalt eine "deutlich geringere Intensität" als in den Vornächten hatte.
Unruhen auch außerhalb von Frankreich
Auch in Brüssel und in der Karibik kam es in der letzten Nacht zu Unruhen. Im karibischen Guyana kam ein Mensch durch einen Querschläger ums Leben.
Erst Trauermarsch - dann Molotow-Cocktails
Am Donnerstagabend fand ein Trauermarsch für den getöteten 17-Jährigen statt. 6.000 Menschen nahmen teil. Im Anschluss an den Trauermarsch kam es auch zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei. Die Polizei wurde wohl mit Molotow-Cocktails beworfen. Die Lage wurde sogar mit Helikoptern überwacht.
Was ist in Nanterre passiert?
Alles begann mit einer Verkehrskontrolle im Pariser Vorort Nanterre: Dort wurde ein Auto gestoppt, in dem drei Personen saßen. Wie der Sender "France Info" berichtet, hatten die Polizisten erst ausgesagt, dass der 17-jährige Fahrer damit gedroht habe, die Beamten zu überfahren. Die Polizisten hätten demnach um ihr Leben gefürchtet - wodurch es dann zu dem tödlichen Schuss gekommen sei.
Doch als sich ein Video des Vorfalls auf Social Media verbreitete, seien sie von dieser Darstellung und der angeblichen Tötungsabsicht des Jugendlichen abgerückt. "France Info" bestätigte, dass der Clip echt ist.
Anwälte des Getöteten sehen das anders
In dem Video - das wir euch an dieser Stelle nicht zeigen möchten - ist zu sehen, dass ein Polizist seine Pistole auf das stehende Auto richtet. Er stand neben der Fahrertür - der Weg vor dem Auto war frei. Als der Fahrer losfuhr, kam es dann zum Schuss.
Einer der beiden Beifahrer wurde festgenommen, nach kurzer Zeit aber wieder freigelassen. Der zweite Beifahrer befindet sich laut Polizeiangaben auf der Flucht.