Bereits vor seinem Besuch hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gesagt, dass er sich unter anderem um die Evakuierung der Bevölkerung aus den Überschwemmungsgebieten und die Wiederherstellung des Ökosystems in der Region kümmern will. Außerdem schreibt Selenskyj auf Twitter, dass er dabei helfen will, die Menschen mit Trinkwasser und anderen wichtigen Dingen zu versorgen.
Putin will NICHT ins Überschwemmungsgebiet reisen
Anders als Selenskyj will der russische Präsident vorerst nicht in die überschwemmte Region reisen. Die Nachrichtenagentur Interfax berichtet, dass es laut der russischen Regierung zurzeit "keine solchen Pläne" gebe.
Kachowka-Staudamm gebrochen: Was ist passiert?
Der Kachowka-Staudamm liegt in der Region Cherson, die zum Teil von Russland besetzt wird. Im Netz gibt es viele Videos, die ein großes Loch in der Staumauer zeigen. Man sieht, wie eine Menge Wasser hindurchfließt, die für Überschwemmungen sorgt. Experten glauben, dass die Überflutungen fast 100 Städte und Dörfer erreichen können. Laut ukrainischen Angaben ist das überschwemmte Gebiet bereits 600 Quadratkilometer groß.
Teilweise Menschen vom Wasser eingeschlossen
In den von Russland kontrollierten Regionen leben nach offiziellen Angaben etwa 22.000 Menschen. Dazu gehört auch die Stadt Nowa Kachowka, die aktuell teilweise überflutet ist. Der Bürgermeister der Stadt spricht von 100 Menschen, die vom Wasser eingeschlossen sind. Behördenangaben zufolge sind dort fünf Menschen ums Leben gekommen.
Rund 16.000 Menschen leben in den ukrainisch kontrollierten Regionen. Beide Seiten versuchen, die Menschen mit Zügen und Bussen aus den gefährlichen Gebieten zu bringen. Nach Angaben der Regionalregierung von Donezk sind durch den Dammbruch drei Menschen getötet worden, darunter ein 4-jähriger Junge.
Wasserkraftwerk "komplett zerstört"
Nach ukrainischen Angaben wurde das Wasserkraftwerk in der Nähe vom Staudamm vollständig zerstört. Es kann demnach nicht mehr repariert werden. Mindestens 150 Tonnen Maschinenöl sollen in den Fluss Dnipro gelangt sein.
Diese Folgen könnte der Dammbruch haben
Auf Twitter gibt es auch eine Karte, die zeigen soll, welches Ausmaß die Überschwemmung haben könnte. Gepostet hat sie der Politiker Anton Gerashchenko. Er ist Berater des ukrainischen Innenministeriums und erklärt, dass die Simulation zwar schon etwas älter ist - das jetzt aber alles passieren könnte:
- Viele Menschen könnten durch die Überschwemmungen ihr Zuhause verlieren. Es könnte auch Tote geben.
- Viele Tiere - darunter Fische und Vögel - könnten sterben, weil ihr Lebensraum zerstört wird.
- Die Zukunft des Kernkraftwerks Saporischschja ist möglicherweise fraglich. Das Wasser aus dem Stausee wird gebraucht, um die Anlage zu kühlen. Die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) ist besorgt. Zuvor hieß es, dass der Wasserstand ein kritisches Level erreicht habe. Eine Prüfung des IAEA hat jetzt ergeben: Das Wasser reicht erst mal noch. Trotzdem will der Boss der IAEA, Rafael Grossi, sich die weiterhin potenziell gefährliche Lage nächste Woche vor Ort genauer anschauen.
- Möglicherweise gibt es Folgen für die Menschen, die in anderen Regionen leben: So könnte jetzt zum Beispiel der Nord-Krim-Kanal austrocknen. Dadurch wäre es nicht mehr möglich, die Menschen auf der Krim mit Trinkwasser zu versorgen.
Landwirtschaft wird zerstört
Die Welternährungsorganisation (WFP) warnt zudem, dass durch die Überschwemmungen viel Getreide vernichtet wird. Dieses Getreide ist für die Nahrungssicherung der Welt wichtig. Dem ukrainischen Agrarministerium zufolge wird durch die Überschwemmungen eine Fläche von mindestens 10.000 Hektar zerstört, die für Landwirtschaft genutzt wurde. Das entspricht einer Fläche von mehr als 14.000 Fußballfeldern.
Zerstörter Staudamm: Wer steckt dahinter?
Es ist noch unklar, wie der Staudamm zerstört wurde. Auf Twitter gibt es ein Video, auf dem man eine Explosion sehen kann. Dieses Video scheint aber älter zu sein - es wurde schon im November 2022 hochgeladen. Es ist auch noch nicht geklärt, wer hinter dem Angriff steckt. Die Ukraine beschuldigt Russland, dass sie den Staudamm gesprengt haben. Russland sagt aber, dass ukrainische Truppen die Anlage beschossen hätten. Die US-Regierung betonte, dass Russland während der Explosion die Kontrolle über das Wasserkraftwerk gehabt habe. Für Außenministerin Annalena Baerbock steht der Verantwortliche für den Staudammbruch fest:
Auf dieser Karte kannst du dir anschauen, wo genau der Staudamm liegt:
So will Deutschland helfen
Die Bundesregierung hat angekündigt, dass Deutschland der Ukraine helfen wird - besonders bei der Versorgung der evakuierten Menschen. Das Technische Hilfswerk (THW) bereitet Lieferungen vor, die so schnell wie möglich in das Gebiet gebracht werden sollen. In diesen Lieferungen sollen unter anderem Wasserfilter und Stromerzeuger dabei sein, weil die dringend benötigt werden.
Zuletzt hat Russland die Ukraine mit Drohnen angegriffen. Mehr Infos zum Russland-Ukraine-Krieg gibt es hier:
Russland-Ukraine-Krieg Über 50 Drohnen: Russland greift Ukraine massiv an
Bei dem Angriff in der Nacht auf Sonntag, der sich vor allem gegen Kyjiw richtete, ist eine Person gestorben.