Eine Frau geht durch das Karama-Viertel nach einem israelischen Luftangriff.

Nahostkonflikt

Experte zur Lage im Gazastreifen: Israel begeht Kriegsverbrechen

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Louis Leßmann
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Zilan Hatun
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Im SWR-Interview spricht Nahostexperte Michael Lüders über den Nahostkonflikt - und welchen Anteil der Westen daran hat.

Nach dem heftigen Angriff der Hamas auf Israel, schlägt die israelische Regierung zurück. Die Lage im Gazastreifen ist katastrophal, Israel lässt weder Strom noch Lebensmittel in die Region. Nahostexperte Michael Lüders kritisiert Israel dafür, weil das Land damit alle Menschen im Gazastreifen bestrafe, auch die Zivilisten.

Das Ganze ist problematisch, denn es ist die Verhängung einer Kollektivstrafe – und die ist völkerrechtlich ein Kriegsverbrechen.

Nahostexperte: Kein Ausweg für Palästinenser bei Bodenoffensive von Israel

Lüders sagt, dass die Palästinenser völlig abhängig von der "Besatzungsmacht" Israel sind. Dass die Situation so eskaliert ist, sei eine Konsequenz daraus. "Und über Jahre und Jahrzehnte kocht dort die Wut hoch und das ist jetzt explodiert", so Lüders. Er bezeichnet den Gazastreifen außerdem als "Freiluftgefängnis". Sollte Israel eine Bodenoffensive starten, würde die Lage im Gazastreifen laut Lüders noch schlimmer werden, da die Menschen dort keine Möglichkeiten hätten zu fliehen.

Welchen Anteil hat der Westen an der Eskalation im nahen Osten?

Lüders sieht auch den Westen mitverantwortlich für die momentane Lage, weil dieser nichts gegen die Situation der Palästinenser unternommen habe. Er sieht es auch kritisch, dass die Europäische Union eventuell die Hilfszahlungen in die Region einstellen will. So würde die EU die Palästinenser weiter unter Druck setzen und zur "Logik der Kollektivstrafe" beitragen.

Hier kannst du das ganze Interview checken:

Eine palästinensische Familie geht nach einem israelischen Luftangriff an einem zerstörten Gebäude vorbei.

Tagesgespräch Nahost-Experte Michael Lüders zu Israel: "Der Westen hat Anteil daran“

Dauer

Die israelische Regierung schlägt gegen die Hamas-Angriffe zurück – unter anderem lässt sie gerade weder Strom noch Lebensmittel in den Gazastreifen. Der Nahost-Experte Michael Lüder sieht dieses Vorgehen im SWR-Tagesgespräch kritisch. "Das Ganze ist problematisch, denn es ist die Verhängung einer Kollektivstrafe – und die ist völkerrechtlich ein Kriegsverbrechen", so Lüders. Emotional sei der Wunsch Israels nach Vergeltung nachvollziehbar, aber hier würden alle Menschen im Gazastreifen von den Vergeltungsmaßnahmen erfasst. Das sei falsch und werde den Widerstandsgeist der Palästinenser nicht brechen.
Lüders spricht von einer "Quittung für eine völlig verfehlte Polik". "Die Menschen im Gazastreifen sind vollständig abhängig von Israel und den Entscheidungen der Regierung, sie haben wenig Perspektive. Und über Jahre und Jahrzehnte kocht dort die Wut hoch und das ist jetzt explodiert", meint Lüders. Daran habe auch der Westen seinen Anteil, denn er hat nichts gegen die Situation der Palästinenser unternehmen, so der Nahost-Experte im Gespräch mit SWR2 Aktuell-Moderator Florian Rudolph.

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