Moestwanted (Foto: instagram.com/moestwanted)

Support your locals - zusammenhalten für die Kultur

Blick hinter die Kulissen: Was bedeuten die Festivalabsagen für DJs, Veranstalter und Fans?

Stand
AUTOR/IN
Yannick Lipinski
Profilbild von Yannick (Foto: SWR DASDING)

Die Festivalsaison 2020 fällt wegen Corona aus. Für uns heißt das: keine Livekonzerte, keine Dosenravioli, keine Bierdusche. Für viele andere Menschen heißt das aber auch: keine Jobs. Kein Geld. Und die Frage: Wie geht’s jetzt weiter?

Wie Festivalveranstalter unter der Corona-Krise leiden

Southside. Splash. Nature One. Kessel-Festival. SeaYou-Festival. Alles abgesagt. Betroffen sind aber nicht nur die großen Festivals, sondern auch die kleineren. Zum Beispiel das "Uni-Fest" in Karlsruhe. Das ist ein Festival VON Studis FÜR Studis, alles komplett ehrenamtlich. Henrik war im Haupt-Orga-Team mit am Start. Er hat sich um das Booking von den Künstlern gekümmert.

Klar, ist es traurig, dass wir dieses Jahr unseren Campus nicht zu einem Festival machen können. Vor allem, weil viele Menschen schon sehr viel Arbeit da reingesteckt haben. Aber ganz ehrlich: Ich war tatsächlich sehr erleichtert.

Für sie sei die ungewisse Zeit nämlich sehr schwierig gewesen, da sie schon damit gerechnet hätten, dass das Festival dieses Jahr nicht stattfinden könne. Gleichzeitig hätten sie aber auch noch nichts Offizielles von den Behörden gehört, was eine Absage gerechtfertigt hätte.

Es gab so einige Nächte, in denen ich schlecht geschlafen habe.

Große Festivals haben in der Regel Ausfallversicherungen. Wie sieht das bei kleineren aus?

Sowas lohnt sich für kleine Festivals wie uns kaum. Da hätten wir sehr viel Geld investieren müssen, um am Ende überhaupt was raus zu bekommen.

Durch die relativ frühe Absage sei der finanzielle Schaden bei ihnen aber relativ gering. Viele Verträge konnten sie durch die Pandemie einfach auflösen, ohne dass Kosten auf sie zu kämen. Das sei aber nicht bei allen Verträgen gegangen. Ein bisschen Minus würden sie so also auf jeden Fall machen.

Anders sehe das teilweise bei ihren Lieferanten und Partnern aus. Diese hätten ihnen erzählt, dass ihnen fast alle Aufträge diesen Sommer wegbrechen würden und sie teilweise um ihre Existenz bangen müssten.

Wie sieht's nächstes Jahr aus, seid ihr da wieder am Start?

Wenn es nach uns geht, findet das Unifest 2021 natürlich statt! Jedoch müssen wir im Moment natürlich auch schauen, wie es mit den ganzen Finanzen, Partnern usw. weitergeht.

Durch die Corona-Krise werde das Ganze für das nächste Jahr natürlich nicht einfacher.

Wie erlebt ein Tontechniker die Corona-Krise?

Matthias Huber ist seit Jahren als Tontechniker selbständig und hat schon auf einer Menge Festivals mitgearbeitet. Im März sei ihm dann ein Job nach dem anderen weggefallen:

Ich habe mich gar nicht mehr ans Telefon getraut. Denn jeder Anruf hieß, dass wieder eine Veranstaltung abgesagt oder verschoben wurde.

Für ihn hat die Krise aber auch etwas Positives. Die Menschen würden zusammenrücken und Aktionen, wie "Support your locals" wären super. Er würde sich wünschen, dass dieser spezielle Geist nach dieser Zeit ein Stück weit weitergeführt werde.

Und vor allem eines ist ihm hängengeblieben.

Ich habe letztens auf YouTube Live-Konzert-Mitschnitte gesehen. Da hatte ich schon echt Gänsehaut. Das waren völlig unvorstellbare Bilder...

Er selbst habe in dieser Situation großes Glück, da er sich über die Jahre ein finanzielles Polster aufgebaut habe. Und nach den letzten anstrengenden Jahren tue ihm die Auszeit ganz gut.

Wie DJs unter der Corona-Krise leiden

Auch DJ Moestwanted, der unter anderem für DASDING auflegt, leidet unter der Corona-Krise.

Mit wem wirst du nach der Quarantäne wieder in der Sonne tanzen? ☀️ #tagyourfestivalfriends #staythefuckhome #savethesummer

Die Festivalabsagen treffen mich doppelt schlimm. Ich bin DJ UND Festivalveranstalter. Durch meine zwei Standbeine habe ich jetzt gar kein Standbein mehr.

Mittlerweile sei bei ihm durch die Festivalabsagen ein sechsstelliger Betrag entstanden. Daher sei die Zukunft sehr unsicher.

Wie kann man DJs und Festivalveranstalter in der Corona-Krise unterstützen?

Aus Festivalsicht hofft DJ Moestwanted, dass sich die Leute relativ früh Vorverkaufstickets kaufen. Eine andere Möglichkeit ist es, in den Online-Shops der Festivals Merchandise zu kaufen.

Auf DASDING gibt's übrigens wöchentlich neues Futter von DJ Moestwanted. Kannst du hier alles auschecken. 👇

Moestwanted (Foto: instagram.com/moestwanted)

DJ-Set EDM & House - Moestwanted

Dauer

Du willst Party? Du kriegst Party! Samstags ab 23 Uhr ist Moestwanted mit seiner eigenen Show für euch am Start.

Nach den Festivalabsagen: Wird mein Festivalticket rückerstattet?

Festivaltickets sind ziemlich teuer. Deshalb fragen sich aktuell zurecht viele: Bekomme ich jetzt eigentlich mein Geld zurückerstattet? Jenny von der Verbraucherzentrale in Rheinland-Pfalz hat uns die wichtigsten Fragen beantwortet.

Habe ich einen Anspruch auf Rückerstattung?

Ja, die Verbraucher haben einen Anspruch auf Rückerstattung für nicht stattgefundene Veranstaltungen in Geldwert. Über eine Gutscheinlösung wird derzeit noch nachgedacht.

Und was ist mit den Tickets von Drittanbietern, wie z.B. Eventim?

Am besten die Drittanbieter schriftlich auffordern, dein Geld zurückzuzahlen. Allerdings machen wir die Erfahrung, dass die großen Drittanbieter jetzt auf Zeit spielen und die gesetzliche Änderung abwarten wollen.

Fazit: Es wird wohl eine Lösung für die gekauften Festivaltickets geben. Aber: Man weiß noch nicht genau, wie diese aussehen wird.

Sterben jetzt unsere Festivals?

Diese Frage haben sich auch unsere funk-Kollegen von represent gestellt. Herausgekommen ist dieses Video:

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