Spotify, Apple Music und Deezer (Foto: SWR DASDING)

Musik

Spotify, Apple Music und Co.: Wie Streamingdienste die Musikproduktion beeinflussen

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AUTOR/IN
Oliver Stendke
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Klar, Streaming hat das Musikhören revolutioniert. Was allerdings krass ist: das Streamen von Musik ist heutzutage so wichtig, dass Künstler schon bei der Produktion ihrer Songs darauf achten, dass der Song möglichst gut auf Streamingplattformen wie Spotify, Apple Music und Co. funktioniert. Wir erklären dir, wie.

Wichtig: nicht jede*r Musiker*in optimiert seine oder ihre Songs für Streamingdienste oder sollte sich gezwungen fühlen dies zu tun. Also keine Angst, es gibt sie noch: die künstlerische Freiheit. Die Songs ohne Refrain oder die, die acht Minuten lang sind und bei dem im Intro das "Vaterunser" einmal gebeten wird.

Aber gerade im Hip-Hop oder Indie-Pop-Bereich, also bei Genres, die eine junge Hörerschaft anziehen, können sich ein paar Eingriffe in einen Song beim Streamen bezahlt machen. Mit diesen Tricks und "Kniffs" wird in der Branche gearbeitet.

Je kürzer der Song, desto bessere Streaming-Chancen

Die Rechnung ist einfach: ein kürzerer Song bedeutet mehr Streams pro Song. Während ein Song mit vier Minuten Länge gemütlich vor sich hinplätschert und sich der Streamingzeiger eher langsam Richtung Eins bewegt, hat der Song mit zwei Minuten Länge schon zwei Streams auf der Uhr. Logisch, oder?! Zu der eingesparten Zeit kommt noch der Faktor der allseits beliebten kurzen Aufmerksamkeitsspanne dazu. Wenn schon keiner den Nerv mehr hat, einen 15-sekündigen Insta-Snap fertig zu schauen, wie soll man da einen Song mit fünf Minuten Länge durchhalten?

Der "Switched on Pop"-Podcast-Macher Charlie Harding hat in einem Interview mit dem Online-Magazin The Verge erzählt, dass ein durchschnittlicher Song im Jahr 1995 noch 4:30 Minuten lang war, heute nur noch 3:42 Minuten. Bei den meisten Rapsongs geht die durchschnittliche Länge sogar stark auf die zwei Minuten zu.

Features helfen bei der Reichweite

Wir wollen hier keinem die romantische Vorstellung nehmen, dass zwei Künstler einen gemeinsamen Song machen, weil ihre beiden Schoßhündchen in die selbe Hundeschule gehen und sie sich deshalb super verstehen. Es ist allerdings auch nichts Neues, dass sich zum Beispiel unbekannte Künstler einen etablierten Superstar als Feature schnappen, um sich ins Gespräch zu bringen.

Auch bei Streamingdiensten kann es sich als Künstler auszahlen, ein Feature ins Boot zu holen. Dieser kann den Song nämlich auf sein eigenes Profil laden, somit haben die User die Möglichkeit, den Song über zwei unterschiedliche Kanäle zu entdecken.

HAPPY BIRTHDAY TO A LEGEND WHO HELPED ME TAKE MY CAREER TO THE NEXT LEVEL!! I LOVE U BILLY!!

Streaming verändert die Länge der Songs

Während sich die ersten beiden Tricks auf die Songlänge und die Anzahl der Künstler auf einem Song beschränkt, greift der nächste Trick konkret in die Musikproduktion ein. Auch hier kann man seinen Song für den Streamingdienst ein wenig optimieren: und zwar in der Gesangsstruktur. Der Aufbau eines Songs ist traditionell folgendermaßen:

Beispiel: Katy Perry - Last Friday Night (2012)

Strophe ➡️ Refrain ➡️ Strophe ➡️ Refrain ➡️ Bridge ➡️ Refrain

Heute klingt das eher so:

Beispiel: blackbear - hot girl bummer (2019)

Refrain ➡️ Strophe ➡️ Refrain ➡️ Strophe ➡️ Refrain ➡️ Bridge ➡️ Refrain

Songs haben sich in der Vergangenheit also erst einmal über die Strophe aufgebaut, bevor sie sich dann im Refrain komplett entfaltet haben. Für eine solche Zeitverschwendung hat man im Streamingzeitalter und vor allem mit unseren modernen Konsumgewohnheiten keine Geduld mehr.

Deshalb lässt man das "Geplänkel" weg und springt nach einem kurzen Intro direkt zum Refrain oder zumindest einer abgespeckten Version eines Refrains. Der macht Lust auf mehr und bleibt klassischer Weise direkt im Ohr, wodurch man den Song tendenziell länger laufen lässt. Das ist deshalb gut, weil ein Stream nur dann zählt, wenn der Song mindestens 30 Sekunden lang läuft.

Wie Spotify-Playlisten die Song-Releases verändern

Man kennt sie, die großen Listen wie z.B. der "New Music Friday" oder "Modus Mio" auf Spotify. Diese Listen haben sehr viele Abonnenten, also sehr viele Menschen, die potentiell auf dein Streamingkonto einzahlen, wenn sie deine Musik hören. Durch diese wochenaktuellen Listen haben viele Künstler ihre Release-Strategie angepasst, denn wer ein Album pro Jahr herausbringt, der landet auch in keiner Liste, die wöchentlich aktualisiert wird.

Bestes Beispiel sind hier die "Chainsmokers". Statt ein Album an einem bestimmten Datum zu veröffentlichen, ballern die "Chainsmokers" die Leute wöchentlich mit einzelnen Songs zu – so bleibt man jede Woche immer auf den Top-Listen vertreten. Das Ganze nennt man dann "Waterfall Release".

Für uns als Musikredakteure ist das teilweise schwierig, weil es keine wirkliche Single mehr gibt, auf die wir uns konzentrieren können. Andererseits ist das auch cool, weil man sich so den Song picken kann, der am beliebtesten bei den Hörern ist.

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